Spezifische Kundenwünsche erfordern flexible Maschinen, die sich an individuelle Bedürfnisse anpassen. Mit neuen Maschinen ist das kein Problem. Sie sind intelligent und können miteinander kommunizieren. Produktionshallen sind jedoch zum Großteil geprägt von älteren Maschinen und Anlagen, die nicht für eine smarte Fabrik geeignet sind. Der Austausch einer Bestandsanlage ist schwierig umzusetzen und bringt außerdem hohe Kosten mit sich. Eine Möglichkeit zur wirtschaftlichen Modernisierung einer Produktion ist der Retrofit. Dieter Burri hat sich vor 20 Jahren mit dem Retrofit von Werkzeugmaschinen selbstständig gemacht. Für die Automatisierung seiner Maschinen greift er auf das skalierbare Hard- und Softwareportfolio von B&R zurück.
Herr Burri, Sie haben sich vor 20 Jahren dazu entschieden, Ihr erstes Maschinenprojekt mit B&R-Technik zu automatisieren. Warum?
Dieter Burri: Als ich vor 20 Jahren in den Anfängen meiner Unternehmensgeschichte stand, war ich auf der Suche nach einer Steuerung für den Retrofit einer bestehenden Werkzeugmaschine. Die große Herausforderung bestand darin, dass viele Steuerungen am Markt zu groß für die vorhandenen Maschinenschaltschränke der Schleifmaschine waren. Die Steuerungslösung von B&R passte mit ihrer kompakten Bauweise perfekt für meine Situation. Also habe ich mich für B&R entschieden – und das hat sich bis heute als goldrichtig erwiesen.
Sie betreiben ein Retrofit-Geschäft. Was machen Sie genau?
Burri: Wir haben uns auf den Retrofit von Zahnradschleifmaschinen spezialisiert. Dabei ersetzen wir die Profilierwechselräder durch NC-gesteuerte Achsen. Dadurch ergibt sich ein wesentlicher Produktivitätsvorteil für den Anwender und zusätzlich erhöht sich die Lebensdauer bewährter Schleifmaschinen. B&R hatte übrigens vor mehr als 20 Jahren bereits ein elektronisches Getriebe im Programm, so konnte ich die elektronische NC-Achse mit der Schleifscheibenachse synchronisieren.
Ihre modernisierten Maschinen werden anschließend wieder in bestehende Firmennetzwerke integriert. Wie stellen Sie eine problemlose Kommunikation sicher?
Burri: Aufgrund der Offenheit und Durchgängigkeit des B&R-Automatisierungssystems ist es einfach möglich, unseren Anwendern wichtige Informationen über ihre Maschine und deren Prozesse bereitzustellen. Die Daten lassen sich problemlos in IT-Systeme integrieren, da wir dafür OPC UA nutzen. Diese Schnittstelle hat B&R tief in seinem Automatisierungssystem verankert. So kann jede B&R-Steuerung als OPC-UA-Server und als OPC-UA-Client fungieren. Das erlaubt nicht nur die vertikale Kommunikation zu SCADA-, MES- und ERP-Systemen, sondern auch eine herstellerunabhängige Kommunikation von SPS zu SPS. Mit einer umfassenden Auswahl an unterstützten Kommunikationsschnittstellen sorgt B&R dafür, dass wir jedes benötigte System einbinden können.
Sie setzten also auch die Software von B&R in allen Maschinen ein?
Burri: Das ist richtig. Dadurch, dass die B&R-Software hardwareunabhängig ist, können wir auf sehr unterschiedlichen Maschinen die gleiche Grundsoftware einsetzen. Wir kommen im gesamten Unternehmen trotz großer Unterschiede innerhalb der Maschinengruppen mit nur zwei Softwareprojekten aus. Eines für alle Schleifmaschinen und eines für alle Profiliermaschinen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um eine neue oder modernisierte Maschine handelt. Das vereinfacht die Wartung und Weiterentwicklung der Software für uns massiv. Mittlerweile nutzen wir auch die integrierte Sicherheitstechnik von B&R, was uns ebenso eine große Arbeitserleichterung gebracht hat.
Das heißt, sie bauen mittlerweile auch eigene Maschinen?
Burri: Ganz genau. Seit 2015 nutzen wir unser Wissen auch dafür, vollständig neue Maschinen zu konstruieren. Wir haben mithilfe der B&R-Technik unter anderem die weltweit erste hydraulikfreie horizontale Zahnradschleifmaschine für Mikroverzahnungen auf den Markt gebracht.
Haben Sie in den vergangenen 20 Jahren auch schon andere Lieferanten in Erwägung gezogen?
Burri: B&R verstand sich schon damals – wie auch heute noch – nicht als Komponentenlieferant, sondern als Partner der Maschinenbauer. Das Unternehmen hat damals die komplette Entwicklung unserer Anwendungs- und Visualisierungssoftware übernommen. Dadurch verringerten sich der Aufwand und das Geschäftsrisiko für mich deutlich. Unsere Kunden und auch wir sind mit der B&R-Technik bisher immer gut gefahren. Die regelmäßige Evaluierung anderer Lieferanten hat daran nichts geändert – im Gegenteil. Wir setzten, wenn immer möglich, B&R-Technik ein und nutzen dabei beinahe das komplette Produktportfolio des Unternehmens. Wobei ich dazu sagen muss, dass es unter unseren Kunden immer wieder Skeptiker gab, die den Einsatz der B&R-Lösungen in Werkzeugmaschinen in Frage stellten.
Wie haben Sie es geschafft, diese Skeptiker zu überzeugen?
Burri: Ich erinnere mich an einen großen deutschen Automobilhersteller, der sich trotz interner Gegenstimmen für den Retrofit einer Maschine entschieden hatte. Mein Ansprechpartner rief mich an und stand vor einem vermeintlich großen Problem: Ein weiterer Not-Aus-Schalter sollte in die Maschinensteuerung integriert werden. Als ich ihm sagte, dass unsere Mitarbeiter so etwas via Fernwartung in fünf Minuten erledigen – also schneller als ein Instandhalter durch die Halle laufen kann – war er von der B&R-Steuerung endgültig überzeugt.
Vielen Dank für das Gespräch.
Weltweit erste hydraulikfreie Zahnradschleifmaschine von Burri
Das Unternehmen Burri entwickelte unter Einsatz von B&R-Technik die weltweite erste hydraulikfreie Zahnradschleifmaschine für Mikroverzahnungen. Die Maschine BZ70H ist speziell konzipiert für sehr kleine Werkstücke. Durch Mini-Schleifscheiben können Teile mit Störkontur und kurzen Auslaufwegen hocheffizient geschliffen werden. Bei der Bearbeitung wird ein Werkstück statt mit Hydraulik mit Hilfe einer B&R-Servomotor-Regler-Kombination fixiert. Werkstück- und Gegenspindel werden synchron angetrieben und arbeiten höchst präzise zusammen.
Die vollelektrische BZ70H ist in den Spannabläufen und im Werkzeugwechsel wesentlich schneller als hydraulische Maschinen. Ebenso ist die Energieeffizienz der vollelektrischen Maschinen deutlich besser als die der hydraulischen Maschine. In der Produktion erreicht die BZ70H mit Beladung eine Leistung von 8 kVA.
Dieter Burri Geschäftsführer, Burri Werkzeugmaschinen „Im Unternehmen B&R habe ich nicht nur einen Lieferanten, sondern vielmehr einen zuverlässigen und langjährigen Partner gefunden." |